Der Wächter am Lackenkogel lehrt sich selbst zu beschützen, die eigenen Stärken zu spüren und Selbstvertrauen zu entwickeln. Einen passenderen Gipfel konnte ich mir an dem Tag wahrscheinlich nicht aussuchen. Warum? Das erzähle ich euch heute.
Letztens packte mich die Motivation und ich beschloss, den nächsten Berg beim Salzburger Gipfelspiel zu erklimmen. Normalerweise trifft man mich nie allein am Berg an. Allerdings hatte an diesem Tag leider keiner von meinen Freunden Zeit und somit beschloss ich kurzerhand die Wanderung allein zu starten.
Ich machte mir eine leckere Jause, füllte meine Flasche mit frischem Neubergerhof-Quellwasser und packte die Gipfelbox in meinen Rucksack. Ich setzte mich ins Auto und fuhr nach Flachau zum Berggasthof Sattelbauer. Dort startete ich meine Wanderung.
Vom Sattelbauer ging es direkt vom Parkplatz durch das Tor hinauf in den Wald. Mein erstes Ziel waren die Lackenalmen. Der Weg führte mich über Stock und Stein den Wald hinauf. Zwischendurch wurde ich immer wieder mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt.
Nach ca. 1 Stunde erreichte ich die wunderschön gelegenen Lackenalmen. Dort oben gibt es kein Quellwasser, nur 4 Lacken, weswegen das Gebiet auch seinen Namen erhalten hat. Diese eignen sich perfekt für das Weidevieh, dass den ganzen Sommer im Almgebiet verweilen darf.
Da die Temperaturen auch morgens schon sehr hoch waren und ich noch ein ganzes Stück vor mir hatte, beschloss ich, keine Pause zu machen. Dennoch genoss ich kurz die Ruhe und atmete einmal tief durch. Ab der Alm wird der Weg nämlich noch etwas steiler und anstrengender. Aber glaubt mir, es zahlt sich auf alle Fälle aus!
Ich wanderte noch knapp eine Stunde durch Lärchenwälder und Latschenfelder weiter. Zum Glück lag der Großteil des Pfades im Schatten, somit konnte ich mich ein wenig von der Hitze erholen.
Die Freude war sehr groß als ich die 2.000 Meter Marke erreichte und das Gipfelkreuz über dem freien Südkamm auftauchte.
Mich überkam plötzlich ein Glücksgefühl und ich war wirklich stolz auf mich – ich bin tatsächlich allein auf einem unbekannten Berg gewandert. Ich schnappte mir das Gipfelbuch und lies mir das Ritual durch. Mein erster Gedanke, der mir dabei in den Sinn kam: Passender hätte ich mir meinen heutigen Gipfel nicht aussuchen können. Der Wächter lehrt Selbstvertrauen zu entwickeln und die eigenen Stärken zu spüren. Das habe ich an diesem Tag auf jeden Fall erfahren dürfen.
Aufgeladen mit jeder Menge Energie trat ich wieder denselben Weg zurück an. Bei den Lackenalmen blickte ich noch einmal zurück auf den Gipfel und dachte an meinen heutigen Erfolg.
Das wird bestimmt nicht meine letzte Wanderung allein sein.
Anna Grünwald